Heilen über die Wirbelsäule
Ein Artikel über Chancen und Möglichkeiten einer ganzheitlichen Rückenbehandlung
In diesem Artikel wird Ihnen die Möglichkeit gegeben, Ihre Wirbelsäule aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und aus der Sicht der Naturheilkunde andere, neue Möglichkeiten der Behandlung kennen zu lernen.
Von Christoph und Gerlinde Heeren
Die Wirbelsäule ist von zentraler Bedeutung für den menschlichen Körper und seine Gesundheit. Sie ermöglicht den aufrechten Gang, ist sehr belastbar, dabei beweglich und trägt wesentlich zur Statik des Körpers bei. Immer häufiger jedoch führen Fehlstellungen der Wirbelsäule zu wiederkehrenden oder anhaltenden, teilweise jahrelangen Schmerzen.
Jeder Mensch hat seine individuelle Körperhaltung, die einer Vielzahl innerer und äußerer Einflüsse unterworfen ist, zum Beispiel durch Verschiebungen des muskulären Gleichgewichts, durch Fehlbelastungen, durch Operationen oder Unfälle, die das muskuläre Gleichgewicht negativ beeinflussen. Kein Mensch ist ideal gerade.
Die Wirbelsäule als das verbindende Achsenorgan unseres Körpers spielt dabei eine wichtige Rolle. Sie muss ständig eine Vielzahl von Belastungen ausgleichen und dient als Schutzorgan des Rückenmarks und seiner austretenden Nerven. So können unbemerkte Fehlhaltungen im Bereich des Rückens Ursache verschiedener Muskelfunktions- und Organstörungen sein.
Belastungen dieses Achsenorgans können zu Schmerzen führen, die oft über lange Zeit andauern und nicht nur auf den Rücken beschränkt bleiben. Dementsprechend wichtig ist eine genaue und vielschichtige Diagnose der Verschiebungen im Bereich der Statik – und zwar beginnend an den Füßen als unseren „Fundamenten“ bis zur Halswirbelsäule mit ihren Kopfgelenken. Ziel ist es, diese Fehlstatiken möglichst genau zu erkennen und einen individuellen Statikausgleich vorzunehmen, um einen Ausgleich im gesamten Körpersystem herbeizuführen.
Wie lässt sich dies erreichen?
Nach einer intensiven Untersuchung der Körperhaltung im Stehen und im Gehen, sowie eines aktiven Fußabdrucks auf dem Podographen werden mit dem Podoskop die Belastungspunkte jedes Fußes sichtbar gemacht und vom Therapeuten interpretiert.
Anschließend wird eine individuell auf die Füße und Statik der/s jeweiligen Patient/in abgestimmte Sohle angefertigt. Diese podoorthesiologische Sohle korrigiert die gesamte Körperhaltung, indem sie spezielle Nervenzellen (Rezeptoren) in der Fußsohle sanft reizt und darüber die Spannung der Muskelketten im Körper anregt oder entspannt: Jede Druckänderung im Bereich bis zu 4 mm wird von den Nervenzellen registriert; das zentrale Nervensystem verarbeitet die Reize und erzeugt Muskelreaktionen, die sowohl positiv als auch negativ auf die Körperdynamik einwirken können. Diese in den Niederlanden und in Frankreich sehr bekannte Methode, die Podoorthesiologie, korrigiert die gesamte Körperhaltung über die Beeinflussung der verschiedenen Muskelketten. Schmerzen des Skelett- und Muskelsystems, die auf eine veränderte oder falsche Körperhaltung zurückzuführen sind, reagieren intensiv auf diese Therapiesohlen.
In der Praxis kombinieren wir diese podoorthesiologische Untersuchung mit einer dreidimensionalen Körpervermessung mittels Lichttechnik. Das OpTRImetric® – Verfahren kann ohne Strahlenbelastung durch Projektion eines Linienrasters jede Veränderung des Rückens für eine Auswertung verfügbar machen. Das erlaubt exakte Therapiekontrollen und individuell kontrollierbare Behandlungsimpulse. Schmerzen im Bewegungsapparat sind häufig Ausdruck einer veränderten Statik, die mit Hilfe der 3D (= dreidimensionalen) – Rückenvermessung und der Podoorthesiologie erkannt und für den Einzelfall analysiert werden kann. So kann ein persönliches Behandlungskonzept auf der Grundlage einer exakten Diagnose erarbeitet werden. Im Rahmen einer ganzheitlichen Behandlung müssen dabei jedoch weitere Faktoren wie der Stoffwechsel, persönliche lebensgeschichtliche Belastungen und die Störfeldsuche Berücksichtigung finden, wenn der Körper dauerhaft zur Ruhe kommen soll.
Ein wichtiger Behandlungsschritt ist dabei die Störfeldtherapie.
Sie basiert auf der Entdeckung, dass eine Vielzahl von Beschwerden durch Störfelder, häufig Narben, verursacht sein kann. Der/die Heilpraktiker/in unterspritzt diese Narben mit einem Neuraltherapeutikum oder — in der modernen Naturheilkunde — mit Rechtsdrehender Milchsäure, um sie zu entstören. Gelingt die Entstörung, so verschwinden die Beschwerden, die durch dieses Störfeld ausgelöst wurden, schlagartig, auch wenn sie in ganz anderen Körperregionen aufgetreten waren. Diese Erscheinung nannte sein Entdecker Ferdinand Huneke das „Sekundenphänomen“. Erstmals tauchte dieses Phänomen auf, als die Brüder Huneke eine versehentliche Injektion an ihrer Schwester durchführten. Sie wurde von ihrer Migräne, die zuvor mit vielen Verfahren erfolglos behandelt worden war, geheilt. Grundlage des Sekundenphänomens ist die Umstimmung nervaler Regelkreise.
Über die Beseitigung von Störfeldern hinaus wird die Neuraltherapie eingesetzt, um in Segmenten entlang der Wirbelsäule heilend zu wirken. Durch eine gezielte Injektion an die Wurzel eines Nerves in der Nähe der Wirbelsäule wird das ganze von diesem Nerv durchflossene Gebiet (Segment) therapeutisch positiv beeinflusst. So können funktionelle Störungen von Organen in der Tiefe prompt beeinflusst werden.
Eine weitere wesentliche Rolle im Rahmen der Rückenbehandlung spielt auch die Chiropraktik. Diese manuelle Methode diagnostiziert gezielt über Funktionstests und das Auffinden druckschmerzhafter Punkte in den Geweben Gelenkblockaden, die sich störend auf den gesamten Organismus auswirken können. Spezielle, sanfte Griffe und Techniken lösen diese Funktionseinschränkungen der Gelenke, besonders der Wirbelgelenke, und führen so zu einer wiederhergestellten Bewegungsfreiheit der Segmente. Jedes Rückensegment hat Auswirkungen auf bestimmte Körperorgane, die bei Veränderungen der Wirbelstellung in ihrer Funktion gestört werden. Wie funktioniert diese Lösung der Segmentblockaden?
Sie basiert auf der Tatsache, dass Gelenke und Nerven in besonderer Weise miteinander verschaltet sind. Sind z.B. Gelenkflächen zweier Wirbel in ihrer Bewegung gestört, hat dies Auswirkungen auf die nervale Versorgung bestimmter Muskeln oder einzelner Organe dieses Körperabschnittes, da der aus dem Wirbelfenster austretende Nerv an seiner Wurzel gestört wird. Der/die Heilpraktiker/in kann nun diese Gelenkblockade lösen und so dem Körper die Möglichkeit geben, die gestörte Innervation wieder einzuregulieren. Die dadurch verursachte Störung verschwindet. Sobald der Wirbel wieder seine ursprüngliche Lage erreicht hat, haben die Nerven den ihnen zustehenden Platz. Ihre Innervation reguliert sich, was weitreichende Folgen für das gesamte Segment hat. Die Durchblutung wird besser und die Muskulatur entkrampft sich. Auch Störungen von Organen können dadurch beseitigt werden. So können beispielsweise Herzklopfen oder Atembeschwerden durch eine Manipulation an der oberen Brustwirbelsäule beseitigt werden; Schilddrüsenproblematiken hängen häufig mit der Halswirbelsäule zusammen, während hormonelle Störungen der Frau oft Ihre Ursache in einer Fehlstellung des Steißbeines finden. Da das Rückenmark durch die gesamte Wirbelsäule verläuft und in jedem Körpersegment Nervenbahnen austreten, gibt es praktisch keine organische Störung, die nicht durch eine Fehlstellung der Wirbelgelenke verursacht sein kann.
Vor dem chiropraktischen Eingriff wird eine genaue Diagnostik betrieben. Nach der chiropraktischen Maßnahme empfehlen sich Übungen, z.B. aus der Dorn-Therapie, um falsche Bewegungsabläufe künftig zu vermeiden.
Auch die Chiropraktik wird gern mit anderen Verfahren kombiniert, wie beispielsweise der Wärmebehandlung oder einem Hautreizverfahren, das die Durchblutung des entsprechenden Gebietes stark anregt und so Nährstoffe anspülen und Schlackenstoffe ausschwemmen lässt. Denn die Entspannung der dauerhaft fehl-gespannten Muskulatur ist unerlässlich für eine erfolgreiche chiropraktische Behandlung.
Die dauerhafte Entspannung der Muskelketten unterstützen wir in unserer Praxis gerne durch ISBT-BowenTherapie: Diese in Australien beheimatete und dort ungeheuer bekannte Methode arbeitet über Serien von sanften, aber präzisen Griffen an ganz speziellen Punkten des Körpers und nachfolgenden Ruhepausen zwischen diesen Sequenzen. So werden der gesamte Körper und sein Energiefluss ausbalanciert. In diesem Zustand ist er in der Lage, seine Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Zustände wie Schmerzen, Myogelosen (= Muskelverhärtungen), Verkrampfungen, Schonhaltungen usw., die zunächst vom Körper sinnvoll als Schutzmechanismen oder Warnzeichen installiert wurden, werden so überflüssig gemacht. Der Organismus kann diese „stecken-gebliebenen“ Gegenregulationen aufheben und ein neues Gleichgewicht finden. Dies ist erheblich effektiver als Massagen, da der Körper selbst die Spannung in den Muskeln abbaut und dabei ein neues Gleichgewicht innerhalb der Muskelketten findet.
Wichtig für den Erfolg dieser Therapie ist, wie bei fast allen biologischen Heilweisen, dass ausreichend Wasser getrunken wird. Der Körper kann nur dann auf therapeutische Impulse reagieren, wenn Wasser in ausreichender Menge für die Reaktionsabläufe zur Verfügung steht. Die meisten Therapieblockaden beruhen auf Wassermangel und einem völlig verschlackten Stoffwechsel. Eine große Rolle spielen dabei auch die Säuren. Unsere heutige Ernährung ist zwar schmackhaft, belastet den Körper jedoch mit einer Menge an Säuren, die durch die körperliche Bewegung nicht mehr ausgeglichen werden kann. Unsere täglichen Hilfsmittel wie Auto, Fahrstuhl, Spülmaschine, Waschmaschine usw. machen große körperliche Anstrengungen im Leben der meisten Menschen selten. Dementsprechend übersäuert der Körper immer mehr und entwickelt im Laufe der Jahrzehnte typische Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck, klimakterische Beschwerden, Infektneigungen oder Gicht, aber eben auch chronische Schmerzen, die ihre Ursache extrem häufig in der Säurelast des Körpers finden. Es ist immer wieder eine Freude zu sehen, wie schnell chronische Schmerzen verschwinden können, wenn die Ernährung parallel zur Behandlung umgestellt wird: Eine gesunde, entsäuernde Kost beinhaltet maximal ein Mal pro Woche Fleisch oder Fisch, keine Wurst, höchstens eine Tasse Kaffee am Tag, wenig bis keinen Alkohol, wenig Zucker; dafür aber zwei bis dreimal täglich Gemüsebrühe, viel Vollkorn, Rohkost und Salat. Eine ganzheitliche Behandlung in der Naturheilpraxis würde dies mit biologischen Entsäuerungsmitteln und -bädern, sowie individuell angepassten Entgiftungskuren unterstützen.
Beachtung sollte dabei auch das Schweinefleisch finden.
Schweinefleisch ist für den Menschen hoch toxisch (giftig). Es hat eine sehr schlechte Eiweißstruktur und daher eine hohe Verwesungsrate. Die dabei entstehenden Fäulnisprodukte belasten Darm, Lymphe, Blut, Leber und alle Entgiftungs- und Ausscheidungsorgane erheblich. Sie können es daran erkennen, dass Schweinefleisch sehr schnell verdirbt. Stellen Sie sich bitte einmal ein Pfund Schweinemett bei 37 °C Außentemperatur (Körpertemperatur) bei hoher Luftfeuchtigkeit (wie im Darm) nach etwa 48 – 72 Stunden (entspricht dem Zeitraum der Darmpassage) vor. Das in vielen Ländern vorhandene religiöse Verbot hat somit einen praktischen Hintergrund. Darüber hinaus enthält Schweinefleisch die höchste Histaminkonzentration, die es bei Schlachttieren gibt. Histamin ist ein hochwirksames Gewebshormon, das insbesondere an der Entstehung allergischer Reaktionen beteiligt ist. Auf diese Weise fördert Schweinefleisch allergische Prozesse wie Heuschnupfen, Asthma, Hautallergien, Neurodermitis usw.. Histamine unterstützen auch entzündliche Prozesse wie Abszesse, Furunkel, Darmentzündungen, Venenentzündungen, entzündliche Hauterkrankungen und Ekzembildungen, aber eben auch rheumatisch–entzündliche Vorgänge. Damit ist Schweinefleisch eines der grundsätzlichen Probleme aller rheumatischen Erkrankungen.
Des Weiteren ist Histamin ein fördernder Faktor für die Stressbelastung des Gesamtorganismus und damit auch verantwortlich für eine mangelhafte Stressresistenz des Menschen. Es fördert Regulationsstörungen von Herz und Kreislauf, nervöse Magenbeschwerden und generell Reizzustände von Haut und Schleimhäuten. Leider müssen wir noch mehr Negatives über Schweinefleisch erwähnen: Schweinefleisch wirkt sich äußerst negativ auf die Struktur des Bindegewebes aus. Dadurch quillt dieses Gewebe auf, verschleimt und wird weich und weniger widerstandsfähig. Als Folge überdehnen sich die Sehnen und Bänder leichter. Sie können den Belastungen nicht mehr standhalten und der Knorpel degeneriert. Bänderschwäche, Arthritis, Arthrosen und Bandscheibenschäden lassen sich in ihrer Entwicklung häufig mit auf das Schweinefleisch zurückführen. Dementsprechend bitten wir unsere Patient/innen grundsätzlich, auf Schweinefleisch zu verzichten.
Die Ausleitung bereits vorhandener Schlacken, die sich vor allem im Bindegewebe angereichert haben, unterstützen wir in der Praxis durch klassische naturheilkundliche Ausleitungstherapien wie Kräutertees, Umschläge, Aderlässe, Blutegeltherapie, Baunscheidt, trockenes und blutiges Schröpfen oder die Schröpfmassage, aber auch durch Reinigungsmaßnahmen wie die Trink- oder die Abführkur oder Entsäuerungsbäder. Individuell eingesetzt sind diese Ausleitungstherapien, die aus jahrhundertelanger Erfahrung der Ganzheitsmedizin resultieren, aus der modernen Naturheilkunde nicht mehr wegzudenken.
So verbindet die moderne Konstitutionstherapie — die nicht die Krankheit, sondern den Menschen behandelt — die verschiedenen Säulen der Gesundheit miteinander: Die Therapie des direkten Schmerzes (z.B. am Rücken) mit der Störfeldsuche, der Umstimmung des Stoffwechsels und der Ernährung. Auf diese Weise lässt sich der Teufelskreis des Schmerzes durchbrechen, unter dem heutzutage unzählige Betroffene leiden. Bei Erkrankungen wie Fibromyalgie, wenn der Alltag fast unmöglich wird vor Schmerzen, bei Myalgien (Muskelschmerzen), Arthralgien (Gelenkschmerzen), Polyarthritis (Rheuma) und vielen weiteren chronischen Schmerzkrankheiten reicht es erfahrungsgemäß eben nicht aus, nur am Schmerzort zu arbeiten. Selbstverständlich gibt es viele entlastende Therapien, die die Schmerzen kurzfristig lindern können, wie klassische oder funktionelle Tapeverbände, Injektionen mit Rechtsdrehender Milchsäure sowie die Akupunktur, besonders die Schädelakupunktur nach Yamamoto.
Dauerhafte Erfolge verzeichnet die moderne Naturheilkunde aber vor allem durch ihren ganzheitlichen Ansatz, der den ganzen Menschen in den Blick nimmt.